In dem heutigen Newsletter erhalten Sie Informationen zum Schulter-Arm Syndrom mit einem aktuellen Fall aus der Praxis.

In diesem Fall wurde eine wirklich unsinnige Operation vermieden !

Letzte Woche kam eine slowakische Bekannte mit ihrer Mutter zu Besuch. Beiläufig erwähnte sie eine geplante Operation, bei der aufgrund einer (angeblichen) Muskelverkürzung eine Plastik zur Verlängerung eines Oberarmmuskels eingesetzt werden sollte. Aufgrund sprachlicher Übersetzungsschwierigkeiten blieb die genaue Diagnose für mich etwas unklar. Sie war allerdings durch mehrere orthopädische Chirurgen und durch bildgebende Diagnostik abgesichert. Die Operation sollte in wenigen Tagen stattfinden und die Tochter hätte die Mutter dann rund vier Wochen pflegen müssen, da der Arm in der Zeit nicht bewegt werden könne.

Nachdem es sich bei dem Problem rein um Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit (Arm heben, nach hinten austrecken, über den Kopf heben) ging, fragte ich die Mutter nach der Entstehung der Schmerzproblematik. Sie erwähnte eine Bewegung im Garten – ansonsten nichts.

Ich untersuchte ihren Oberarmmuskel, der laut Diagnostik wohl die Ursache der Beschwerden sein sollte, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Allerdings fiel mir schnell die muskuläre Verspannung im Bereich des Schlüsselbeines und der vorderen Brustmuskulatur auf. Daraufhin behob ich die akute Blockade mit Hilfe von Druckpunkten (analog manueller Therapie). Die Punkte waren stark druckschmerzhaft – was auf eine große Muskelfunktionsstörung hindeutete. Der Schmerz ließ nach einiger Zeit nach und die Muskulatur lockerte sich.
Gleichzeitig wurde ihr sehr warm, was immer ein Zeichen von Freisetzung eines (Unfall-)Schocks ist.

Von therapeutischer Bedeutung ist, dass die Therapie nicht an dem Ort erfolgte, wo sie Schmerzen empfand ( = der Regelfall bei der von mir angewandten Therapie der Biokinematik). Nach ca. zehn Minuten bat ich sie, ihren Arm zu bewegen. Zu ihrem großen Erstaunen war die Bewegung fast vollständig möglich und weitgehend schmerzfrei. Ich behob noch die größten Reststörungen und gab ihr einige Übungen für Zuhause mit, um die Muskulatur vollständig zu entblockieren und wieder ausreichend beweglich zu machen.

Die Dame war überglücklich, die Operation wurde gestrichen und auch die Tochter konnte das kaum fassen.

Ähnlich gelagerte Fälle habe ich schön häufig therapiert, wenngleich die Therapie nicht immer so schnell sein kann. Manchmal sind die Probleme komplexer und ziehen sich über mehrere Körperregionen hin – dann ist erheblich mehr zu tun.
Fazit:

Durch eine (teure) Operation wäre die Frau unnötig operiert worden und gesunde Körperteile wären auf diese Weise geschädigt worden. Die tägliche Praxis beweist immer wieder, dass zahlreiche Operationen zur Beseitigung von chronischen Schmerzen an der falschen Stelle ansetzten und/oder unnötig sind. Hierzu gehören sicher auch Bandscheibenoperationen.  Doch ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Operationen: Sinnvoll sind sie beispielsweise zur Wiederherstellung von Knochen- und Bandstrukturen, sofern medizinisch notwendig.

Leider gibt es keine ärztliche Facharztgruppe, die sich wirklich intensiv mit der Muskulatur auseinandersetzt. Vielleicht im Gegenteil: Es berichten  immer wieder Patienten, dass der behandelnde Orthopäde sie noch nicht einmal angefasst hätte – sondern die Diagnose alleine anhand von radiologischen Bildern getroffen hätte. Wohin ein solches Vorgehen auf Dauer führt, kann man nicht zuletzt an den Defiziten unserer Krankenkassen ablesen!