Die Füße als tragendes Fundament des Körpers

 

Vielfältige Schmerzprobleme und Arthrose haben ihre Ursache im Bereich der Füße. So dürfte den meisten Erwachsenen bereits aufgefallen sein, dass ihre Fußsohle im Laufe der Jahre immer druckempfindlicher beim Barfußgehen auf Steinen wurde.  Verkrampfungen und Kältegefühl sind ebenfalls häufig.

Die Ursache dieser Probleme liegt häufig in einer muskulären Funktionsstörung, die durch das heutige Schuhwerk stark begünstigt wird. Einlagen führen ebenfalls zu Einschränkungen, da sie die Muskulatur auf längere Sicht schwächen, obwohl sie kurzfristig vielleicht sogar Linderung verschaffen. Aus der Erfahrung heraus führt dies sogar zu noch größeren Störungen einige Zeit später. Deshalb lehnen die Therapeuten, die nach dem Konzept der Biokinematik behandeln, Einlagen grundsätzlich ab und trainieren stattdessen besser die Muskeln der Füße wieder funktionsgerecht um.

Funktionsgerecht bedeutet hier auch eine Gangschulung, d.h. ein Gehen, wie es von der Evolution her vorgesehen ist.  Von der Natur her sind die meisten Säugetiere, aber auch die Menschen, Vorfußläufer. Dies macht Sinn, denn der vordere Teil des Fußes ist weich / beweglich und kann sich so dem Untergrund hervorragend anpassen. Der hintere Teil des Fußes, die Ferse, ist dagegen mehr oder weniger ein Knochen, der hart auf dem Boden aufkommt. Deshalb ist auch das immer wieder gelehrte „Abrollen “ des Fusses in der Orthopädie genau der Gegensatz von dem, was der Fuß von seinen Eigenschaften her machen soll – hier wird sich mit der Ferse nach vorne gezogen, wodurch die Muskeln der Beine vollkommen falsch belastet werden. Dies kostet mehr Kraft und führt auf Dauer zu muskulären Einschränkungen / Schmerzen.

Hinzu kommt, dass früher, als wir noch weitgehend barfuß liefen, der Fuß eine große Beweglichkeit /Flexibilität hatte und man sich  auf unebenen, variantenreichen Untergründen bewegte. Heute stellt man fest, dass die meisten Füße starr und unbeweglich geworden sind, während die Untergründe meist eben sind. Um dieses Problem zu lösen, insbesondere beim Laufsport, setzt die Schuhindustrie Schaumstoffe ein, um den Gang zu dämpfen.

Physikalisch betrachtet ist dies natürlich kompletter Unsinn, da man durch die Dämpfung Energie verliert. Doch viele Läufer können gar nicht anders, als mit Einlagen und Dämpfung zu laufen, weil sie sonst schnell Waden- oder Fußprobleme (auch Fersensporn) bekommen. Das Ganze geht dann lange Zeit gut, bis das System komplett zusammenbricht und in vielen Fällen der Laufsport nicht mehr ausgeübt werden kann.

Dies alles ist vermeidbar. Hierfür sollte der Fuß wieder beweglich umtrainiert werden. Dies kann durchaus einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen, lohnt sich aber.  Gleichzeitig muss auch das Laufen – so oft wie möglich – wieder dem natürlichen Laufstil angepasst werden. Das bedeutet, dass der Vorfuß zuerst aufkommt und dann die Zehen aktiviert werden, um sich abzustoßen. Die Ferse bleibt hierbei passiv. Es versteht sich von selbst, dass ein solcher Gang bei allen Schuhen mit Absätzen (dazu gehören auch Herrenschuhe) nicht möglich ist, da durch den Absatz immer die Ferse zuerst aufkommt. Dies führt nachfolgend über Jahre nicht funktionsgerechter Belastung zur schleichenden Einsteifung und Verkrampfung des Fußes / Beines. Insofern möchte ich empfehlen, möglichst oft barfuß (mit Socken) zu laufen. Vor allem im Sommer lohnt auch das regelmäßige Laufen über abgerundete Kieselsteine  in Seen oder Flüssen, um die Fußsohle zu entkrampfen.

Zu was ein funktionsgerechter Fuß in der Lage ist, zeigte der Athlet Abebe Bikila 1960 in Rom bei einem Marathonlauf, den er in 2:15 Minuten BARFUSS gewann.

Nun gibt es neuerdings leider zahlreiche Schuhe, die angeblich auf einem Massai Barfuß Konzept beruhen sollen. Was hunderte von Gramm Schaumgummi am Ende mit barfuß zu tun haben, erschließt sich meiner Logik leider nicht. Stattdessen musste ich schon häufiger Menschen helfen, die nach der Umstellung auf derartige Schuhe ganz erhebliche Fußprobleme bekamen, und die manchmal auch nur schwer in den Griff zu bekommen waren. Das Geld für diese teuren Schuhe (oder billigere Nachahmer Produkte) kann man sich aus meiner Sicht gut sparen, auch wenn mittlerweile Horden von Therapeuten (auch in Reha Einrichtungen) dank eines genialen Marketings damit umher „humpeln“. Die Folgen, auch bezüglich der Spiraldynamik und Rotation im Knie- und Hüftgelenk werden in einigen Jahren sichtbar werden, wenn die Arthrose hierdurch noch weiter zunimmt.

Ein aus meiner Sicht viel besseres Schuhkonzept stellen die sogenannten ECHTEN Barfußschuhe dar, die es von verschiedenen Herstellern gibt und die dem Fuß seine Freiheit weitgehend lassen. Gewöhnen Sie Ihre Füße aber bitte vorsichtig und langsam an dieses Trainingsgerät, da das Gehen ohne Absätze erst eingeübt werden muss.

Der Fuß ist das tragende Fundament des Menschen und weil jede Bewegung des Körpers zum Gleichgewichthalten in der Fußsohle gegenreguliert werden muss, sind die unzählig vielen Muskeln im Fuß von besonderer Bedeutung und sollten gepflegt werden. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.