Emphatie / Spiegelneurone / Nächstenliebe

Seit einigen Jahren kennen Wissenschaftler bestimmte Nervenzellen, die Spiegelneuronen genannt werden. Hierbei handelt es sich – vereinfacht gesagt – um die Fähigkeit von Menschen bzw. auch Tieren, die Empfindungen einer anderen Person zu spüren. Hierzu gehören beispielsweise einerseits Zuneigung, Liebe, Wohlwohlen oder andererseits Neid, Eifersucht und Rachegedanken.

Was für viele Therapeuten, medial sensitive Menschen und Mystiker schon seit langer Zeit selbstverständlich war, wird nun so langsam auch wissenschaftlich beleuchtet und bewiesen.

Nun sollte man glauben, dass die Fähigkeit, Empfindungen anderer in sich zu spiegeln, doch automatisch zu einer friedlichen und liebevollen Welt führen sollte, denn es handelt sich hier um ein weitreichendes System, welches uns spüren lässt, wie ein anderer Mensch sich fühlt. Und es fühlt  sich einfach nicht gut an, wenn man selbst spürt, wie ein anderer Mensch leidet oder sich grämt. Dies dürfte insbesondere dann gelten, wenn das eigene Handeln zu so einer Reaktion geführt hat. Ein liebevoll agierender Mensch würde diese Dinge dann sicher gerne aus dem Weg schaffen, um ein friedliches Zusammenleben zu erzielen. Kurz gesagt: Liebevoll handeln.

Auch bei schweren chronischen Erkrankungen ist dieser Aspekt von Bedeutung. Viele meiner Patienten haben in Heilbehandlungen Einblicke erlangt, wie machtvoll negative eigene bzw. fremde Gedanken sein können. Wut, Eifersucht und Hass haben hier einen stark destruktiven Einfluss und durch die Auflösung derartiger „Gedankenenergien“ konnte ich schon oft Zeuge beeindruckender Heilungen werden, die einen Menschen über viele Jahre plagten. Für mich eine Art Psychohygiene, die so wichtig wie die Körperhygiene sein sollte und einen Menschen zur Meisterschaft über den eigenen emotionalen Körper führen kann. In meinem Buch „Die Heilkraft der Nächstenliebe“, das in Mitte/Ende 2012 erscheinen wird, werde ich stärker darauf eingehen.

Gedanken anderer Menschen können sehr weitreichende Folgen haben. Deshalb wäre die Weihnachtszeit sicher eine gute Gelegenheit, sich bewusst zu werden, ob die täglich ausgesendeten Gedanken weitgehend liebevoll oder destruktiv sind. Hierbei hat sogar das Aussenden liebevoller Gedanken zu den Menschen, die uns schlechtes wünschen, durchaus seinen eigenen Lohn und löst deren negative Wirkung auf.

Hierzu ein Ausschnitt aus der Bergpredigt:

„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“ – Jesus, der Christus

 

Leider ist diese Fähigkeit, Empathie für andere Menschen zu empfinden bei vielen Menschen regelrecht verkümmert. Dies liegt aus meiner Sicht insbesondere daran, dass das linksseitige Denken in der westlichen Welt schon von Kindestagen an zum Kulturgut erhoben wurde (Logik, Analytik, Berechnung) und die Fähigkeiten der rechten Gehirnhälfte (ganzheitliche Vernetzung, Kreativität, Kunst) stark in den Hintergrund treten. Dies ist die Folge unserer Bildungssysteme, die kaum Raum für eine freie Entfaltung der künstlerischen Fähigkeiten lassen. Im Gegenteil, mit Ganztagesschulen und einer immer größeren Wissensdichte, die auswendig zu lernen ist, verkümmert die rechte Gehirnhälfte regelrecht – und macht uns unempfänglich für Dinge, die einen wesentlich höheren Wert hätten. Hier wäre eine gesunde Balance zwischen links- und rechtsseitiger „Bildung“ im Sinne einer Neubildung von Synapsen/Verknüpfungen (Plastizität des Gehirns) sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.

Daher bin ich auch ein großer Freund davon, wenn Kinder aus sich heraus und mit Spaß Zugang zu Kunst, Musik und Kreativität haben dürfen. Das gilt selbstverständlich auch für Erwachsene, die sich heutzutage oft als „Hamster in der Rolle“ in der Berufs- oder Familienwelt fühlen. Die sich aus einer solchen Öffnung heraus ergebenden Werte sind viel andauernder als die Aneignung eines logisch-analytisches Wissens, das sich im Regelfall historisch gesehen nach einiger Zeit entweder sowieso als falsch oder nur teilweise richtig herausgestellt hat. Die weitreichensten Erfindungen großer Geister (z.B. Einstein/Mozart/Goethe) kamen aus Fähigkeiten, die unsere rechte Gehirnhälfte leistet und nicht alleine durch das Studium bereits vorhandenem Wissens. Hier wurde Neues aus Sphären heruntergeholt, das vorher auf der Welt nicht vorhanden war.

„Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, 
sondern nach dem, was er liebt.“

Aurelius Augustinus (354-430)

 

Mangelnde Empathie und fehlendes Hineinspüren in andere Menschen drückt sich leider in vielerlei Hinsicht in unserer Gesellschaft aus, von wirtschaftlichen, politischen bis hin zu Gesundheits-Systemen, die systemisch nur noch selten die einzelnen Personen mit ihren individuellen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen. Sie werden daher oft als eine „gefühlskalte Apparate-Medizin“ empfunden. Da sie ganzheitlichen Aspekten nicht genügen und Gesundheit aus dem Menschen selbst heraus aufrecht erhalten wird, sind sie bei der weitaus größten Anzahl der chronischen Erkrankungen kaum mehr wirksam.

Glücklicherweise befindet sich alles gerade stark im Umbruch und ich gehe davon aus, dass mehr und mehr Menschen Zugang zu den Fähigkeiten finden, die ein kreativer Geist erschaffen kann. 2012 wird die Welt sicher nicht untergehen, aber manche Dinge könnten stärker in Umbruch geraten. Doch Veränderungen hat es immer gegeben und der Mensch kann sich diesen meist gut anpassen. Von daher sind sinnlose Ängste bezüglich der (immer ungewissen) Zukunft nicht zielführend.

Ich bin guter Hoffnung, dass sich hier stetig – ganz im Sinne von Jesus Christus – zunehmend die Nächstenliebe durchsetzt.