Die Bedeutung der Füße

Die Füße als tragendes Fundament des Körpers

 

Es mag überraschend klingen, aber vielfältige Schmerzprobleme und Arthrose haben ihre Ursache im Bereich der Füße.

Es gibt vergleichsweise einfache Tests, um den Funktionszustand der Fußmuskeln zu überprüfen. Beispielsweise ist das die nachfolgende einfache Übung, die hier als Video absehbar ist:

Youtube Video

Sie dürfen diese Übung gerne wiederholen und regelmäßig probieren – ab 1 Meter am Stück ist die Muskulatur langsam in guter Funktion. Anfangs erscheint das fast unmöglich, aber viele ehemalige Patienten demonstrieren dies schmerzfrei heute mit Leichtigkeit.

Gleichzeitig dürfte den meisten Erwachsenen bereits aufgefallen sein, dass ihre Fußsohle im Laufe der Jahre immer druckempfindlicher beim Barfußgehen (z.B. auf Steinen) wurde. Wer kann im Sommer noch Barfuß in einen See mit Steinkieseln hineinlaufen ? Verkrampfungen und Kältegefühl sind ebenfalls häufig.

Die Ursache dieser Probleme liegt häufig in einer muskulären Funktionsstörung, die durch das heutige Schuhwerk extrem stark begünstigt wird. Hier sind es nicht nur Absätze (je höher, umso ungünstiger auf Dauer), sondern auch die überall ausnivellierten Böden, welche die variantenreiche Bewegung des Hüftgelenkes im Alltag verhindern.

Die oftmals orthopädisch verordneten Einlagen (zur Korrektur der anfänglichen Beschwerden) führen ebenfalls zu Einschränkungen, da sie die Muskulatur auf längere Sicht schwächen, obwohl sie kurzfristig vielleicht sogar Linderung verschaffen. Aus der Erfahrung heraus führt dies sogar zu noch größeren Störungen einige Zeit später. Hier sind neben dem Sprunggelenk das Knie und die Hüfte zu nennen, die nach jahrelangem Tragen von Einlagen durch immer größere Fehlbelastung de facto geschädigt werden.

Stellen Sie sich vor, dass eine nach Abdruck geformte Einlage vielleicht allenfalls im Stand noch zum Gewölbe des Fußes passt, aber beim Gehen auf verschiedenen Untergründen in 95% der Zeit nicht mehr zum biologisch erforderlichen Fußgewölbe mehr passt. Der Fuß wird somit immer mehr in eine noch größere Einschränkung hinein trainiert. Deshalb lehnen die Therapeuten, die nach dem Konzept der Biokinematik behandeln, Einlagen mit Ausnahme besonderer Einzelfälle grundsätzlich ab und trainieren stattdessen besser die Muskeln der Füße wieder funktionsgerecht um.

Funktionsgerecht bedeutet hier auch eine Gangschulung, d.h. ein Gehen, wie es von der Evolution her vorgesehen ist. Von der Natur her sind die meisten Säugetiere, aber auch die Menschen, Vorfußläufer. Dies macht Sinn, denn der vordere Teil des Fußes ist weich / beweglich und kann sich so dem Untergrund hervorragend anpassen. Der hintere Teil des Fußes, die Ferse, ist dagegen mehr oder weniger ein Knochen, der hart auf dem Boden aufkommt. Deshalb ist auch das immer wieder gelehrte „Abrollen “ des Fusses in der Orthopädie genau der Gegensatz von dem, was der Fuß von seinen Eigenschaften her machen soll – hier wird sich fälschlicherweise mit der Ferse nach vorne gezogen, wodurch die Muskeln der Beine vollkommen falsch belastet werden. Dies kostet mehr Kraft und führt auf Dauer zu muskulären Einschränkungen / Schmerzen.

Diese Art der Gangschulung lehren wir auch auf unseren Biokinematik Workshops- Die bisherigen Teilnehmer gaben uns sehr positives feedback über die Auswirkungen im Alltag – das gilt auch für Läufer, die mit einem biologisch korrekten Gang mehr „PS“ auf die Strecke brachten.

Hinzu kommt, dass früher, als wir noch weitgehend barfuß liefen, der Fuß eine große Beweglichkeit / Flexibilität hatte und man sich auf unebenen, variantenreichen Untergründen bewegte. Heute stellt man fest, dass die meisten Füße starr und unbeweglich geworden sind, während die Untergründe meist eben sind. Um dieses Problem zu lösen, insbesondere beim Laufsport, setzt die Schuhindustrie oftmals Schaumstoffe ein, um den „Abroll-Aufprall“ zu dämpfen.

Physikalisch betrachtet ist dies natürlich kompletter Unsinn, da man durch die Dämpfung Energie verliert und der vor-/Mittelfuß perfekt mit seinen Gewölben für eine Stoßdämpfung gebaut ist. Doch viele Läufer können leider gar nicht anders, als mit Einlagen und Dämpfung zu laufen, weil sie sonst aufgrund der Muskelfunktionstörungen (Verkürzungen/Verhärtungen. . . ) schnell Waden- oder Fußprobleme (auch Fersensporn) bekommen. Das Ganze geht dann lange Zeit gut, bis das System komplett zusammenbricht und in vielen Fällen der Laufsport nicht mehr ausgeübt werden kann.

Dies alles ist vermeidbar. Hierfür sollte der Fuß wieder beweglich umtrainiert werden. Dies kann durchaus einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen, lohnt sich aber. Gleichzeitig muss auch das Laufen – so oft wie möglich – wieder dem natürlichen Laufstil angepasst werden. Das bedeutet, dass der Vorfuß zuerst aufkommt und dann die Zehen aktiviert werden, um sich abzustoßen. Die Ferse bleibt hierbei passiv. Es versteht sich von selbst, dass ein solcher Gang bei allen Schuhen mit Absätzen (dazu gehören auch Herrenschuhe) nicht möglich ist, da durch den Absatz immer die Ferse zuerst aufkommt. Dies führt nachfolgend über Jahre nicht funktionsgerechter Belastung zur schleichenden Einsteifung und Verkrampfung des Fußes / Beines. Insofern möchte ich empfehlen, möglichst oft barfuß (mit Socken) zu laufen. Vor allem im Sommer lohnt auch das regelmäßige Laufen über abgerundete Kieselsteine in Seen oder Flüssen, um die Fußsohle zu entkrampfen.

Zu was ein funktionsgerechter Fuß in der Lage ist, zeigte der Athlet Abebe Bikila 1960 in Rom bei einem Marathonlauf, den er in 2:15 Minuten BARFUSS gewann. Nun gibt es neuerdings leider zahlreiche Schuhe, die angeblich auf einem Massai Barfuß Konzept beruhen sollen. Was hunderte von Gramm Schaumgummi am Ende mit barfuß zu tun haben, erschließt sich meiner Logik leider nicht. Stattdessen musste ich schon häufiger Menschen helfen, die nach der Umstellung auf derartige Schuhe ganz erhebliche Fußprobleme bekamen, und die manchmal auch nur schwer in den Griff zu bekommen waren. Das Geld für diese teuren Schuhe (oder billigere Nachahmer Produkte) kann man sich aus meiner Sicht gut sparen, auch wenn mittlerweile Horden von Therapeuten (auch in Reha Einrichtungen) dank eines genialen Marketings damit umher „humpeln“. Die Folgen, auch bezüglich der Spiraldynamik und Rotation im Knie- und Hüftgelenk werden in einigen Jahren sichtbar werden, wenn die Arthrose nicht zuletzt hierdurch noch weiter zunimmt. Glücklicherweise gibt es nun sogar die ersten wissenschaftlichen Studien, die diesen „Schaumgummi-Humpel Schuhen“ ihre gesundheitsfördernde Wirkung absprechen und das Gegenteil herausgefunden haben.

Ein aus meiner Sicht viel besseres Schuhkonzept – nicht nur für Laufsportler – sind sogenannte Barfußschuhe, (auch unter barefoot shoes zu googeln) wie es sie von verschiedenen Hersteller seit einigen Jahren zu kaufen gibt. Diesen Schuhen ist gemeinsam, dass sie u.a. über folgende wichtige Eigenschaften verfügen:

1) Kaum Absatz
2) weiche, dünne Sohle
3) Hohe Flexibilität und Verformbarkeit
3) Kein Fußbett

Welcher Hersteller individuell passend ist, sollte im Geschäft am Fuß direkt ausprobiert werden. Nicht jedem passt ein Schuh, wo die man in Zehen einzeln reinschlüpfen muss. Mein jetziger persönlicher Favorit ist ein 4+1 Schuh, wo der Großzeh alleine unabhängig von den anderen vier Zehen bewegbar ist.

Gewöhnen Sie Ihre Füße aber bitte vorsichtig und langsam an dieses „Trainingsgerät“, da das Gehen ohne Absätze im Bereich der hinteren Wadenmuskulatur erst eingeübt werden muss.

Der Fuß ist das tragende Fundament des Menschen und weil jede Bewegung des Körpers zum Gleichgewichthalten in der Fußsohle gegenreguliert werden muss, sind die unzählig vielen Muskeln im Fuß von besonderer Bedeutung und sollten gepflegt werden. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.